Eröffnung am Montag, dem 06. Februar 2017, 19.00 Uhr
Einführung durch Günther Holler-Schuster
Ausstellung: 04. März 2017

Die Galerie Reinisch Contemporary zeigt diesmal in zwei Ausstellungen Nomadenteppiche aus zwei geografisch weit entfernten Gegenden mit verblüffenden Gemeinsamkeiten.

In der Galerie am Grazer Hauptplatz präsentiert man hochflorige Teppiche, im Wesentlichen aus dem Hochland Zentralanatoliens, sogenannte Tülüs. Sie sind meist geprägt von einer maximalen Formenreduktion, nicht selten überhaupt monochrom und sie sind nahezu ausschließlich für den privaten Gebrauch produziert. Ihr vereinfachtes Formenvokabular, das sich letztlich sowohl von klassischen Teppichornamenten als auch von archaischen, vorislamischen Symbolen und Zeichen ableiten lässt, erinnert das westliche Betrachterauge sofort an ästhetische Vorstellungen moderner Kunst. Klarheit, Abstraktion und die starke Bildwirkung dieser Textilien rücken sie in die Nähe eines modernen Bildverständnisses. Meist dienen sie als Matten, Schlafdecken, Gebetsteppiche, Satteldecken oder hängen als Temperaturisolation an den Zeltwänden. Sie sind also wie alle Teppiche grundsätzlich Multifunktionsgegenstände. Man erfasst sie nicht nur visuell, wie es die abendländische Wahrnehmung nahelegt, der taktile Charakter der Materialität legt auch Multisensualität nahe.

Bis vor Kurzem relativ unbeachtet, erwecken Tülüs mehr und mehr das Interesse westlicher Sammler und sie werden so – ähnlich wie die aus dem westlichen Iran stammenden Luri Gabbehs – zu Bestandteilen zeitgemäßer Einrichtungsvorstellungen.

Gütnher Holler-Schuster

Reinisch Contemporary